Stellen Sie sich für einen Moment vor, wenn Sie durch den 100 Meter langen Fußgängertunnel von Besso gehen, was in einem künstlichen Gehirn passiert. “NeuralRope#1” reproduziert dreidimensional ein großes neuronales Netzwerk: die Bildschirme vor Ihnen symbolisieren die Neuronen, während ihre Verbindungen Axone und Synapsen darstellen, auf denen sich Nervenimpulse zwischen einem Neuron und einem anderen ausbreiten.
Das Zusammenspiel von künstlerischer Arbeit und wissenschaftlicher Forschung eröffnet die Möglichkeit, den Begriff der künstlichen Intelligenz besser zu verstehen: Der Wissenschaftler Luca Maria Gambardella und der Künstler Alex Dorici haben zusammen mit dem Lugano Living Lab gemeinsam “NeuralRope#1” geschaffen, um den Anlass des dreißigjährigen Bestehens des Dalle Molle Institute for Artificial Intelligence (USI-SUPSI) zu feiern. Wer die Möglichkeit hat, einige Minuten seiner Zeit dieser Reise zu widmen, kann lernen, mit “NeuralRope#1” zu interagieren. Auf den folgenden Paneelen finden Sie Informationen dazu. Die Arbeit entwickelt sich ständig weiter: Tagsüber denkt und beobachtet sie Passanten, und nachts träumt und schreitet sie auf der Grundlage des Gesehenen voran, denn “NeuralRope#1” lernt von uns, die sie umgebende Realität autonom zu interpretieren.
Künstliche neuronale Netze
Das menschliche Gehirn besteht aus Milliarden von Neuronen, die über Nervenimpulse, die von Axonen und Synapsen übertragen werden, miteinander kommunizieren. Während unseres Lebens verändern sich die Synapsen, so dass wir lernen, die Welt wahrnehmen, Vernunft walten zu lassen, und Gefühle zu haben.
Künstliche Neuronale Netzwerke (NN) - bestehend aus Schichten von miteinander verbundenen Neuronen - reproduzieren digital einen Teil der Funktionen unseres Gehirns und sind in der Lage, autonom Konzepte aus Beispielen zu lernen. In der interaktiven Arbeit “NeuralRope#1. Inside an Artificial Brain” lernt ein NN, Formen aus zwei Kategorien zu unterscheiden: Dreiecke und Quadrate aus den Gesten der Hand. Das zunächst im Labor vorbereitete Netzwerk gewinnt neue Bilder, indem es Passanten durch eine am Anfang des Tunnels angebrachte Kamera beobachtet.
Beim Lernen verarbeitet das NN die Informationen und modifiziert seine Axone und Synapsen entsprechend. Anschließend kann das NN auf den Monitoren am Ausgang des Tunnels anzeigen, ob ein Dreieck oder ein Quadrat im wahrgenommenen Bild dargestellt wird. NN hat daher beobachtet, nachgedacht, und gelernt.